Was nach der „Höhle der Löwen“ geschah
In unserer Reihe der Startup Blogs kommt regelmässig eines unserer ZID Community Startups zu Wort. Dieses Mal erfahren wir mehr über CLEVERON und ihr Fazit nach der erfolgreichen Teilnahme bei der «Höhle der Löwen Schweiz». Wir haben Pietro Gagliardi, CEO und Co-Founder von CLEVERON zum Interview getroffen und uns mit ihm über die Zeit nach der „Höhle der Löwen“ unterhalten.
Pietro, beschreibe CLEVERON in 2 Sätzen: Was macht ihr genau? Was ist so clever daran?
Wir reduzieren den Energieverbrauch von bestehenden Gebäuden wie Schulen, Büros und Gewerbeliegenschaften um 30 Prozent und dies innerhalb von einem Tag. Was so clever daran ist: Kennt ihr eine andere Gebäudeautomationslösung, die in einem Tag ohne bauliche Massnahmen installiert und einsatzbereit ist?
In der auf 3+ ausgestrahlten Sendung „die Höhle der Löwen“ pitchen Jungunternehmen ihre Geschäftsidee an fünf gestandene Investor:innen. Pietro, du konntest gleich vier der Löwen von deiner Geschäftsidee überzeugen. Bettina Hein, Lukas Speiser und Patrick Mollet machten gemeinsam ein Angebot von 250‘000 Franken und Roland Brack legte nochmals dasselbe obendrauf. Gerne möchten wir mit ein paar Fragen zur Show starten:
Wie schwierig war es in die Sendung zu kommen, gibt es einen Trick?
Jemand aus dem Berner Startup Ökosystem hat die Löwen auf das ZID aufmerksam gemacht. Diese haben daraufhin die Startups der ZID Community unter die Lupe genommen und einige davon als mögliche Kandidaten in Betracht gezogen und zum Casting eingeladen. Eines davon waren wir.
Der Trick ist sich selbst zu sein und es hilft sicherlich, wenn man am Thema Nachhaltigkeit dran ist. Dass ich aus dem Tessin komme, war sicherlich auch gut, um ein wenig Abwechslung in die Show zu bringen und Diversität zu zeigen.
Wie aufwändig sind die Drehzeiten für die paar Minuten, die effektiv ausgestrahlt werden? Wie gut konntest du dich vorher vorbereiten, beziehungsweise wie viel passiert spontan oder ist vielleicht sogar nur Show? Gibt es 1-2 Fun Facts, die du über die Show erzählen darfst?
Aufgrund diverser Gegebenheiten wollten sie uns erst doch nicht zum Dreh beziehungsweise dem Pitch einladen. Dann gab es jedoch eine kurzfristige Änderung und 3+ hat uns am Dienstagabend um 18 Uhr angefragt, ob wir am nächsten Tag um 12 Uhr für den Dreh in Zürich sein könnten. Wir hatten also nicht mal 24 Stunden Zeit, um uns vorzubereiten. Der Dreh war demzufolge sehr spontan und frei. Das Ganze hat keine Stunde gedauert.
Grundsätzlich kann ich sagen, dass die Löwen sowohl vor als auch hinter der Kamera sehr offen und authentisch sind.
Lustige Sachen, die passiert sind. Da gibt es einige. Zum Beispiel habe ich beim Telefonat, um das Angebot der Löwen vor einer Entscheidung mit meinem Co-Founder zu besprechen, extra leise gesprochen, damit die Löwen es nicht hören. Was ich in der Aufregung dabei natürlich vergessen hatte, war, dass ich dabei ein Mikrofon getragen habe. Ein weiterer Fun Fact: Backstage haben mich die Löwen gefragt, wo denn die anderen Founder sind. Meine Antwort: Was denkt ihr? Jemand muss ja auch noch arbeiten…!
Was ist direkt nach der Show passiert? Wurde nachverhandelt, wurden die Versprechen gehalten?
Für diese Investitionsrunde hatten wir bereits einen Leadinvestor an Bord, deswegen musste die beste Lösung für beide Seiten gefunden werden. Aber die versprochene Summe wurde tatsächlich investiert, ja.
Nun ist fast ein Jahr seit Drehbeginn und vier Monate seit der Ausstrahlung vergangen. Hand aufs Herz, Pietro, gerne möchten wir mit dir zurückblicken und ein Fazit ziehen. Ihr wart in den Medien (Zeitungen, Fernsehen, LinkedIn, etc.) danach sehr präsent. Was hat euch die Publicity gebracht?
Vor allem Aufmerksamkeit, Stichwort Awareness, ganz klar aber auch einige neue Kunden.
Was hat dir die Teilnahme an Höhle der Löwen abseits der Kamera gebracht? Welche anderen Projekte oder Bekanntschaften sind daraus entstanden?
Die Zusammenarbeit mit Brack.ch ist sehr wertvoll und selbstverständlich auch das riesige Netzwerk der Investoren.
Inwiefern habt ihr nicht nur vom Kapitalzuschuss, sondern auch von Know-How der Löwen profitiert? Bist du in engem Austausch mit den Löwen?
Alle Löwen haben unterschiedliche Kompetenzen und Expertise in unterschiedlichen Gebieten. Basierend auf den Challenges, mit denen wir gerade konfrontiert sind, suchen wir den Kontakt mit dem einen oder dem anderen Löwen und tauschen uns mit demjenigen enger aus.
Und überhaupt: wie habt ihr das Geld investiert?
Wir haben eine wunderschöne Dieselyacht gekauft (lacht). Nein, selbstverständlich nicht. Wir haben das Geld in unser Wachstum investiert.
Bald startet die nächste Staffel Höhle der Löwen. In der ZID Community bist du ein aktives Mitglied und jederzeit bereit, dein Wissen und deine Erfahrungen weiterzugeben. Was rätst du anderen Jungunternehmen für die Teilnahme an der Sendung?
Soviel vorab: Es schadet sicherlich nicht, es zu versuchen. Jeder, der die Gelegenheit dazu hat, sollte es unbedingt tun! Denn egal, wie die Sendung rauskommt, ist wichtig im Hinterkopf zu behalten: „There is only one thing in the world worse than being talked about, and that is not being talked about“ (Oscar Wilde). In diesem Sinne: versuchen und dabei darauf achten, möglichst sich selbst zu sein und sich nicht künstlich zu verstellen.
Wenn du selbst die Zeit zurückdrehen könntest: was würdest du anders machen?
Ich hätte höher gepokert und eine Million gesucht.
Wem würdest du eine Teilnahme empfehlen, wem nicht?
Ich empfehle es grundsätzlich allen. Einzig schwierig könnte es sein, wenn man sich in einem Feld bewegt, welches für die Löwen tabu ist.
Du hast unterdessen einige Investorenrunden hinter dir und viel Erfahrung gesammelt. Welche Tipps gibt’s du anderen Jungunternehmen bei der Investorensuche mit auf den Weg? Was war dein grösster Fehler?
Investoren suchen ist wie im Verkauf: It’s a Numbers Game! Suchen und warten, dass etwas kommt, bringt nichts. Man muss sich ein Ziel setzen, z. B. 100 Investoren zu kontaktieren und dann loslegen. Es braucht Disziplin, um durchzuhalten und man muss ein klares Ziel vor Augen haben. Der Rest passiert dann von allein und vielleicht gibt’s sogar eine Überraschung – wie in unserem Fall z. B. das Geld der Löwen. Ich denke mein grösster Fehler bei der Investorensuche war es, nur über Fakten und kurzfristige Ziele zu sprechen. Fakten sind wichtig, aber ebenso ist es die Vision. Investoren suchen nach Visionären, die die Welt verändern wollen.
Und zum Abschluss: Ihr habt kürzlich euer 5-jähriges Jubiläum gefeiert. Herzliche Gratulation! Was waren die wegweisendsten Entscheide, die du in dieser Zeit getroffen hast?
Sicherlich die Teilnahme am be advanced Challenge Programm. Wir sind völlig allein gestartet und wussten zuerst nichts von diesem Förderprogramm für Startups, konnten dann aber noch quer einsteigen. Weiter war bestimmt der Einzug ins ZID eine wegweisende Entscheidung. Entscheidend war auch, dass wir während der Pandemie in ein neues Produkt investiert haben, den sogenannten „Clever Sense“, der die Luftqualität in Räumen überwachen kann. Zusätzlich sehe ich die Wahl unseres Verwaltungsratspräsidenten, Michael Barber, als eine essentielle Entscheidung, die Cleveron geprägt hat.
Was steht in den nächsten Monaten auf dem Programm?
Wachsen, wachsen, wachsen und dann ein neues Produkt auf den Markt bringen.
Da sind wir gespannt, was kommt! Herzlichen Dank für das Gespräch und den spannenden Einblick hinter die Kulissen der „Höhle der Löwen“, Pietro. Wir wünschen dir und deinem Team weiterhin alles Gute und freuen uns, euch als Teil der ZID Community zu wissen.